Dunbridge Academy - Anywhere (German Edition) by Sarah Sprinz

Dunbridge Academy - Anywhere (German Edition) by Sarah Sprinz

Autor:Sarah Sprinz [Sprinz, Sarah]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Bastei Lübbe AG
Herausgeber: LYX.digital
veröffentlicht: 2022-01-25T23:00:00+00:00


HENRY

Ich bin froh, dass er sie mit in diesen kleinen Laden genommen hat, durch dessen Fenster ich sie an einem der Tische sitzen sehen kann, und nicht in eine Wohnung. Er ist ihr Vater, mag sein, aber irgendwie habe ich kein gutes Gefühl bei dieser ganzen Sache. Und Emma auch nicht. Ich erkenne es an ihrer angespannten Haltung. Sie bewegt sich kaum, während sie vor ihm sitzt.

Sie scheinen etwas zu essen, und es ist egal, dass ich hier draußen stehe und friere. Ich muss da sein, wenn sie rauskommt.

Als sie plötzlich aufsteht, denke ich, dass sie zur Toilette will. Aber das ist nicht der Fall. Sie dreht sich um und geht zur Tür. Ihr Vater schaut ihr nach, aber er bleibt sitzen.

Mein Pulsschlag verdoppelt sich, während sie nach draußen kommt. Ihre Miene ist beherrscht, aber an ihren geballten Fäusten erkenne ich, dass nichts in Ordnung ist.

Sie scheint mich noch nicht entdeckt zu haben. Ihr Blick geht erst in meine Richtung, als ich über die Straße auf sie zulaufe. Für einen Augenblick sehe ich die leise Panik in ihrem Gesicht. Kurz befürchte ich, Emma könnte jeden Moment anfangen zu weinen, doch noch bevor ich sie erreicht habe, verbannt sie wieder jede Emotion.

»Alles okay?«, frage ich, als ich vor ihr stehe. Warum sagt sie nichts? »Emma, wie war es?«

Sie starrt mich an, und ich will sie an mich ziehen und festhalten und ihr versprechen, dass alles gut wird, ganz egal, was es ist. Ich spüre, dass es ein Fehler war, als ich die Hände an ihre Arme lege.

Sie weicht etwas zurück, in ihren Augen schimmern Tränen. Ich bleibe stehen, als Emma ein paar Meter zur Seite geht, sich die Haare rauft, und dann beginnt sie zu laufen.

Ich zögere viel zu lange. Dabei ist es offensichtlich, was sie tut. Rennen, um nichts mehr zu spüren. Weil sie sich getrieben und hilflos fühlt.

Meine Beine setzen sich in Bewegung, noch bevor ich es wirklich beschlossen habe. Ich laufe durch Glasgow, mitten in der Nacht, und ich frage mich, was zur Hölle passiert ist. Ich sehe nur Laternen, Autoscheinwerfer und bunte Leuchtreklamen. Emma ist schnell, aber ich bin inzwischen auch schnell. Sie höchstpersönlich hat dafür gesorgt. Mein Herz rast, meine Lunge brennt, aber das Adrenalin lässt es mich vergessen.

Ich erreiche Emma, als sie an der roten Ampel einer Kreuzung stehen bleiben muss. Ich denke keine Sekunde lang nach, als ich sie am Arm packe.

»Hör auf damit«, entfährt es mir. »Emma, bitte. Bleib stehen und rede mit mir.«

Sie will sich losreißen, als die Ampel auf Grün springt, aber ich lasse es nicht zu. Ich hasse es, sie festzuhalten, aber ich darf sie nicht mitten in der Nacht in einer fremden Stadt verlieren.

»Rede mit mir«, wiederhole ich eindringlicher.

»Ich kann nicht, okay?« Ihre Brust hebt sich schwer, ihr unterdrücktes Beben überträgt sich auf mich. »Es war furchtbar, es war richtig schlimm, reicht dir das?«

»Emma, ich …«

»Er war ein Arschloch, es war ihm scheißegal. Mama hatte recht. Sie hatte die ganzen verdammten Jahre lang recht. Aber ich wollte es ihr ja nicht glauben.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.